Facetten der Kommunikation.

Da das Sprechen an sich keine Kommunikation ausmacht.

 

Aktuell gibt es 6.700 Sprachen, die auf der Welt gesprochen werden, Dialekte mit inbegriffen. Und Kommunikationsweisen? Wie viele gibt es davon? Neben der gesprochenen Sprache – die als Subtyp der Kommunikationsweise definiert werden kann, oder gar dem Wort an sich – existiert auch die Körpersprache, welche als “nicht verbal “ gilt; und die im Wesentlichen aus der Gesichtsmimik, der Körperhaltung und den Gesten besteht.

Bei der Stille handelt es sich um einen Spezialfall der Kommunikationsweise, die sich dadurch äußert, dass man weder verbal, noch mit Gesten kommuniziert.

Viel wichtiger als diese zwei Kommunikationsweisen ist aber die “Gefühlssprache”, unter der man das Vermitteln der eigenen und das Nachvollziehen anderer Gefühle versteht.

Im klinischen Bereich wird nun immer mehr die Tatsache beobachtet und verstanden, dass genau diese Sprache, also die “Gefühlssprache”, den größten Anteil der Probleme beim Sprechen zwischen Personen ausmacht, da man oftmals einfach nicht über Gefühle spricht.

Die größte Schwierigkeit besteht  – mit aller Wahrscheinlichkeit – darin, dass die emotionale Sprache (oder Gefühlssprache) völlig unabhängig von der verbalen Sprache ist, sich also in einer Dimension zwischen der verbalen Sprache und des Wortes befindet.

Es gibt tatsächlich Fälle, in denen diese mysteriöse Kommunikationsweise existiert, obwohl kein Wort gesprochen wird.

Dieses Phänomen zeigt sich bei Kleinkindern, die noch über keinen großen Wortschatz verfügen und sich somit durch andere Mittel ausdrücken müssen, wie z.B. dem Deuten auf Objekte oder dem Weinen.

Daher setzt man bei Kindern auch Therapieverfahren ein, die sich auf das Beurteilen von Zeichnungen oder das Beobachten von dem Spielverhalten der Kinder spezialisiert haben; und nicht auf der verbalen Ebene, so wie es meistens bei den Erwachsenen der Fall ist, stattfinden.

Für das Kind gilt das Zeichnen als sehr wichtiger Kanal der Kommunikation, da dieser – neben dem des Spielens – der Einzige ist, den es hat.

Da das Zeichnen bei den Kleinkindern noch wenig ausgeprägt, (sie haben noch keine Kenntnisse über Perspektiven, Entfernungen und Proportionen) ermöglicht es ihnen umso besser uns ihre Gefühlswelt (Kummer, Sorgen, etc) mitzuteilen: Sie vermitteln uns also direkt was in ihnen vor sich geht.

In diesem Sinne könnte man fast behaupten, dass Kinder, selbst wenn sie noch nicht in der Lage sind zu sprechen, besser als die meisten Erwachsenen wissen, wie man richtig kommuniziert. (Mit der Gefühlssprache).

Der Grenzfall: Was geschieht sobald ein Erwachsener mit einem Kind kommuniziert?

Der Erwachsene hat sich, in vielen Fällen, im Stillen von der “Gefühlssprache” entfernt, kommuniziert aber verbal mit einem Kind, welches die “Gefühlssprache” spricht. (Eine Situation, die sich im Großen und Ganzen nicht von Dialogen zwischen zwei Erwachsenen, die verschiedene Sprachen sprechen, unterscheidet).

Wenden zwei Erwachsene die “Gefühlssprache” an, so erregt dies ebenso Probleme, denn Fakt ist, dass Gesprächspartner, die davon überzeugt sind, dass sie die Gefühlssprache benutzten, um über ihre Gefühle “zu sprechen”, sich in Wahrheit in eine paradoxe Situation hinein manövrieren: Denn sobald man Emotionen beredet , rationalisiert man die Gefühle, anstatt sie wirklich zu verstehen.

Das Alles ist mit der Traumdeutung zu vergleichen: Daher wird im Bereich der Psychologie der Traum nicht nur erzählt, sondern auch durchleuchtet und auf der Gefühlsebene interpretiert.

Letztendlich ist die Gefühlssprache etwas sehr komplexes und viel zu wenig strukturiert. Aus diesem Grund ist es von entscheidender Bedeutung sie nicht zu rationalisieren oder gar auf die verbale Sprache zu reduzieren; man sollte versuchen diese besondere Sprache zu leben und sie zu verinnerlichen.

Es ist ein separater und kommunikativer Kanal, der verglichen zum Kanal des Wortes anderen Regeln folgt. Sollte man sich dafür entscheiden mit einem Kind zu reden, wäre es ratsam, auf dem Niveau des Kindes zu kommunizieren.

Ähnlich wäre es, wenn man sich darauf versteift, in einem fremden Land nur italienisch zu reden: Man riskiert hier nur mit sich selbst zu sprechen, anstatt eine wirkliche Kommunikation zu führen.

Janina Schmid