Die Ungeduld.

Die Geduld aufzubringen, um auf etwas zu warten, ist eine Eigenschaft, die mit der Zeit erlernt werden sollte; allerdings ist es eine Gabe, die viele Erwachsene nicht besitzen. Während Kinder, die nicht sofort das bekommen, was sie wollen, launisch reagieren, verhalten sich Erwachsene oftmals anders.

Solche Reaktionen sind meist nicht funktional oder adaptiv und zeigen den Frustrationsgrad einer Person auf. Daher sollte man sich vor Augen halten, wie wichtig es ist den Kindern beizubringen, geduldig zu sein, damit sie – als Erwachsene – in der Lage sind, mit den Frustrationen des Lebens besser umzugehen. (höhere Frustrationsgrenze haben)

Das Kind wird geboren und entwickelt nach und nach die Überzeugung (fast “unbewusst”) allmächtig zu sein – sprich alles kriegen zu können und Macht über jeden zu haben. An erster Stelle über die eigenen Eltern. Diese starke Überzeugung wird durch das Verhalten der Eltern untermauert, welche bei jedem Wimmern des Neugeborenen kommen, um den Säugling zu beruhigen. Das Resultat der ganzen Aufmerksamkeit ist aber, dass das Kind lernt, dass es durch sein Wimmern, welches den Ursprung des Weinens ausmacht, bekommt was es will. Das Kind muss für seine Bezugspersonen (Eltern) noch nicht hundertprozentig verständlich sein; wichtig ist es, dass sie seine Bedürfnisse registrieren können: Weint es, so fragen sich die Eltern sofort, was mit ihrem Kleinen los ist. (könnte es Hunger haben? Braucht es eine neue Windel? Hat es Durst? Hat es etwa Schmerzen im Bauch? usw.)

Dank diesen Verhaltensweisen lernt das Kind nicht, was es heißt warten zu müssen, oder wie es mit der eigenen Frustration umgehen soll, wenn seine Bedürfnisse nicht direkt befriedigt werden. Aus diesem Grund denkt es, dass es allmächtig sei und lernt wie es seine Eltern dazu bringt das zu tun was es will.

Mit der Zeit erlernt das Kind sich besser äußern zu können – Zu aller erst benutzt es die nonverbale Sprache, (zum Bespiel um auf etwas oder jemanden zeigen) dann beginnt es seine Forderungen auszudrücken, in dem es beginnt Dinge wie “Ich will, ich will…” zu sagen. Nach der Geburt des Kindes versucht man zwar alle Bedürfnisse des Kindes so schnell wie möglich zu stillen, man sollte sich aber vor Augen halten, wie wichtig es ist, sich von dieser Verhaltensweise zu lösen. Es ist notwendig dem Kind zu vermitteln, dass man auf manches warten muss. Sätze wie “Jetzt noch nicht, aber wenn…” helfen dabei, das Kind auf den richtigen Weg zu bringen. Es wird ihm beigebracht , was es heißt zu warten und Geduld aufzubringen.

Man muss verstehen, dass das Konzept der Zeit für ein Kind (wenn es kein Neugeborenes mehr ist) sehr komplex und schwer zu verstehen ist. Es ist tatsächlich bekannt, dass die geistigen Anlagen des Kindes nicht ausreichen, um die Bedeutung der Wörter “nächste Woche” oder “nächsten Monat” begreifen zu können.

Es ist sehr wichtig, dass das Kind lernt seine Frustrationen zu tolerieren, wenn einer seiner Wünsche nicht erfüllt wird – Ebenfalls ist es wichtig, dass es das Maß der Zeit erlernt, um so genau abschätzen zu können wie lange es auf ein bestimmtes Ereignis warten muss. Eine eigene Uhr könnte eine Lösung sein, jedoch sollte man bedenken, dass es im jungen Alter nicht einfach ist die Uhrzeit zu lesen. Im Falle einer falschen Zeiteinschätzung kann es also sein, dass die Frustration des Kindes nur noch größer wird.

Will man ihm also den Verlauf des Tages und damit das Maß der Zeit verdeutlichen, ist es am sinnvollsten eine Routine in das Leben des Kindes zu bringen. Damit sind Ereignisse gemeint, die sich täglich um die selbe Zeit wiederholen und daher leicht für das Kind verständlich sind. So ist das Erwähnen einer Gutenachtgeschichte am Abend ein Zeichen dafür, dass es Zeit ist, sich die Zähne zu putzen, den Schlafanzug anzuziehen und ins Bett zu gehen. Mit dieser Methode kann dem Kind auch verdeutlicht werden, dass 7-Gutenachtgeschickhten pro Woche und 30 pro Monat vorgelesen werden.

Man muss verstehen, dass es notwendig ist, dass das Kind lernt damit umzugehen, wenn ein erwartetes Ereignis verschoben wird, damit es den Wert des Ereignisses und den des Wartens zu schätzen weiß. Man denke zum Beispiel an Weihnachten: Der Beste Weg um gegen die Ungeduld anzugehen, ist ein Adventskalender – Das Kind darf täglich ein Türchen öffnen und lernt, dass Weihnachten an dem Tag stattfindet, an dem alle Türchen geöffnet wurden.

Wenn sich dieses System als erfolgreich erweist und wirkt, kann es auch in anderen Situationen angewendet werden. So lernt das Kind zu warten und seine Ungeduld zu bekämpfen. Man denke nur an die nächste nach-Hause-Fahrt von einem geliebten Platz, wie dem präferierten Ferienort des Kindes: Oftmals fragt das Kind die Eltern, wann es denn nach Hause gehen wird, allerdings ist eine Antwort, die dem Kind das Verständnis von Zeit vermitteln würde, oftmals komplex und daher erschöpfend. (“Wie viel sind den 15 Tage? Sind denn 10 Gute-Nacht-Geschichten viel?”).

Man sollte also ein System verwenden, welches dem des Adventskalenders ähnelt, damit das Kind versteht, dass noch viele oder eben wenige Türchen geöffnet werden müssen, bis das gewünschte Ereignis stattfindet. Solche externen Hinweise sind für ein Kind, aber auch für die Erwachsenen fundamental. Lernt man nicht als Kind was es heißt warten zu müssen, so wird man es auch nicht im Erwachsenenalter verstehen.

Das Zeitkonzept ist eine Erfindung des Menschens; der Wechsel der Jahreszeiten, oder der Verlauf von Tag und Nacht hingegen, bestand schon immer und gilt somit als bester äußerer Anhaltspunkt.

Janina Schmid